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ncc48 - netART community congress     Public and Audience
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Konzept
Public and Audience v1.1
 
If == "Medium is the message" Then => Congress is the medium.

Der Kongress hat einen experimentellen Charakter. Es gibt kein klassisches Verhältnis: Vortragende am Podium und Zuhörer auf der anderen Seite. Es gibt nur Public and Audience. "Public" wird propagiert, "Audience" wird manipuliert. Organisatorisch ist "P--a--A" ein 48 Stunden permanent andauernder FAQ [fa:k] Marathon - Frequently Asked Questions, mit dem Schwerpunkt NET. Also, NET-FAQ oder FAQ-NET. 48 Stunden Non-Stop.

Ein 48h-Diagramm beschreibt die Programmschwerpunkte. Die Timeline, vertikal gelesen, basiert auf den inhaltlichen "Schnitten" ungefilterten Inhalts und unterschiedlicher Dichte. Es ist auch ein strategisch organistorisches Konzept für jede Art des Publizierens. Zum Beispiel: Während der Diskussion über ein bestimmtes Thema passieren parallel auf den unterschiedlichen Levels die Info - Inputs (Vorträge, Präsentationen, Chats, etc.) und werden in diese Struktur eingebaut.

Der technische Moderator dieser "on- und offline Delirium-Diskussion", ist zugleich technischer Operator, startet und endet Diskussionen nach der Timeline, animiert zur Teilnahme, filtert den gröbsten Muell, schlichtet Streit, stellt Kontakte her und führt Regie über die Webcams.
Ein 6-köpfiges Expertenteam steht volle 2 Tage lang (48 Stunden) zur Verfügung - ohne Unterbrechung. Real und virtuell (Website, Chat rooms, Forum, Live Web Cams), dramaturgisch gestaltet. Die 6 weiteren eingeladenen Teilnehmer werden telekomunikativ erfaßt, befinden sich nicht vor-Ort und liefern ihre Beiträge womöglich aus dem nächsten Kaffeehaus oder von einem anderen Kontinent. Alle Statements, Diskussionen, und Ereignisse werden protokolliert, dokumentiert und später auch in Buchform veröffentlicht werden (mindestens 1000 Seiten dick).
Sie bilden einen Motor (oder Skelett) einer neuen entstandenen congress-community. Die Themen werden zum Teil vorgegeben, von den Vortragenden durch spezifische Bereiche ergänzt oder durch Beiträge der community erweitert. Es soll auf der inhaltlichen Ebene kein komparativer Charakter entstehen, jedoch eine Trophäe soll es geben: den MVP (most valuable player - oder speaker) - gewählt vom Publikum.

Der Unterschied zwischen Public und Audience ist, dass Public zufällig aktiv und Audience absichtlich passiv ist. Öffentlicher Raum und der User. Virtuell und Real. Bewohnen von Räumen und passives und aktives Nutzten von Umgebungen. Künstlerisches bespielen dieser: \>---net.art--<\.
Es geht um eine bestimmte Umgangsweise mit dem Netz, keine Theorie, sondern eine Theoriepraxis. Definition der Öffentlichkeit im Netz. Die Schonzeit für Neulinge, die sich nur ein wenig umschauen, ist demnächst vorbei. Die Netze sind Orte der Entscheidungen, an denen sich zukünftige Machtordnungen abbilden und neu strukturieren. Neue Räume entstehen und sind wegen erlaubtem Zugang öffentlich oder sie sind ihrer Privatheit entzogen (eine Umkehrung der Eigenschaften). Sie haben oft keine räumliche Entsprechung in der realen Umgebung, sind aber auf ähnliche Art organisiert und bewohnt (zum Teilen fehlen auch die entsprechenden Visualisierungen dieser). Das Öffentliche wird neu definiert und viel feiner strukturiert als die realen Abbilder. Die Sicherheiten und Unsicherheiten erhöhen sich dramatisch. Dieser radikale Paradigmenwechsel schafft einen fruchtbaren Boden für Medientheorie und net.art. MUDs, MOOs, Mailing-Listen, neue Öffentlichkeit, Newsgroups, Chat rooms, Search Engines, sind zum Beispiel Instrumente fuer das Schaffen der parallelen medialen Welten.
Kunst, Wissenschaft und Technik rücken nicht zuletzt durch das gemeinschaftliche ökonomische Geflecht einander näher. Da die meisten Künstler keine routinierten Techniker sind, müssen komplizierte Prozesse der Bilderzeugung oft in Arbeitsteilung mit Technikern ausgeführt werden. In diesem Entwicklungsprozess einer ästhetischen Technologie muss "Kunst" erst noch ihren eigenen Ort und ihre Aufgabe finden.
An die Stelle der individuellen Arbeit eines einzelnen Künstlers oder einer Künstlergruppe treten diskursive Foren und künstlerische Praktiken, die nicht auf Dauer angelegt sind. Ihre temporäre Natur schafft die Voraussetzung für die ihnen inhärente Möglichkeit der ständigen Veränderung. Es könnte ein Modell dafür sein, wie es in postindustriellen Gesellschaften gelingen kann, möglichst viele Menschen an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen.

Dieses Treffen ist deshalb wichtig, weil die Netze eine nicht vernachlässigbare soziale Dimension haben, wobei unabhängig vom Gruppen- oder Projektnamen die Tendenz existiert, sich gegenseitig zu stützten, auszutauschen und dezentrale Allianzen und technische Koalitionen zu schliessen, um einen Kontext herzustellen, ohne den der Aufbau von "content" unmöglich wäre.
 
Konzept: ortlos architects (Ivan Redi)



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