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Thema "transfer.net"
 
Gendernauts im Netz
Trans/Gender-Utopien dies- und jenseits der Interfaces
"Der Versuch, im Rahmen der traditionellen Geschlechtervorstellungen einen Platz als sprechendes Subjekt zu besetzen, führt", wie die amerikanische Medientheoretikerin und Transgender-Aktivistin Rosanne Alluquère Stone schreibt, "zur Komplizenschaft in eben jenem Diskurs, den man dekonstruieren möchte." Wenn dies stimmt - wie kann es dann gelingen, im Diskurs um Technolgie und Geschlecht Stellung zu beziehen und zugleich nach Wegen Ausschau zu halten, um im "gendered frame" der elektronischen Netzwerke die Geschlechtergrenzen zu überschreiten?

Motiviert ist das Projekt von der Frage, welche Möglichkeiten (cyber)feministische Medientheorie und -praxis bieten, diese Herausforderung anzunehmen: Möglicherweise gilt es zunächst, den Blick für das prekäre Spannungsfeld zu schärfen, das aus dem Wechselspiel zwischen Mythen und Realitäten neuer Technologien entsteht, um in dieser 'umkämpften Zone' bewusst als 'falsche Komplizin' zu handeln.

Ausgehend von verschiedenen Lesarten und Definitionen des Begriffs "Transgender" möchte ich am Beispiel verschiedener "Trans/Gender"-Utopien im Umfeld elektronischer Netzwerke eine Perpektive entwickeln, die auf dem Moment der Transgression als einer kontinuierlichen Bewegung basiert und sich dabei einerseits auf verschiedene "technologies of gender", darunter auch Strategien der Parodie und der Maskerade beruft, andererseits aber auch jegliches Bemühen um ein "passing" von sich weist.

Tatsächlich wird Cyberspace vielfach als ein Raum diskutiert, in dem - alternativ zu den Optionen von Medizin und Biotechnologie, die von der Hormonbehandlung bis zur Geschlechtsumwandlung am realen Körper operieren - neue Möglichkeiten und Techniken zur Verfügung stehen, die Geschlechtergrenzen zu verwischen und zu überschreiten. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Praxis des "Gender Swapping" in MUDs und MOOs einerseits sowie mit verschiedener Cyborg-Figurationen andererseits soll nicht nur die Problematik entsprechender Projektionen aufzeigen, sondern zugleich auch nach den Potentialen befragen, die ihre "monströsen Versprechen" (Haraway) für Trans/Gender-Utopien bieten könnten.
 
Quelle: http://www.kuni.org/v/abs/abs-tg.htm#deutsch
 
Text: Verena Kuni



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